KI kann Gedanken lesen
- StefanWeichelt
- 26. MĂ€rz
- 3 Min. Lesezeit

đđ«đđąđ§đđđ°đđ«đđČ â Die Gedanken sind frei ⊠und bald lesbar?
Es beginnt mit einem Satz, der auf den ersten Blick poetisch klingt â fast wie ein Fragment aus einem Lied, das man frĂŒher im Ethikunterricht trĂ€llern musste. âDie Gedanken sind frei.â
Doch was, wenn sie es bald nicht mehr sind?
Was, wenn sie nicht nur gedacht, sondern entschlĂŒsselt, dekodiert â und gelesen werden können?
Genau das ist die Vision â oder besser gesagt: die RealitĂ€t â hinter Metas neuestem Projekt Brain2Qwerty. Ein Name wie aus einem dystopischen Roman, irgendwo zwischen George Orwell, Isaac Asimov und einem Hackerforum aus den 90ern.
Doch anders als bei Big Brother geht es hier nicht um Ăberwachung, sondern um Kommunikation. Und zwar auf einer Ebene, die bislang nur Science-Fiction vorbehalten war.
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Meta â ja, das Meta â hat gemeinsam mit dem Basque Center on Cognition, Brain and Language (BCBL) ein KI-Modell entwickelt, das in der Lage ist, Gedankenmuster in Echtzeit in Text umzuwandeln. Nicht irgendwann. Jetzt. Heute. 2025.
In Experimenten mit 35 Probanden wurden die elektrischen AktivitÀten des Gehirns mithilfe von MEG (Magnetoenzephalographie) und EEG (Elektroenzephalographie) aufgezeichnet, wÀhrend die Teilnehmer einfache SÀtze tippten. Klingt unspektakulÀr?
Falsch gedacht.
Denn was Meta gelang, ist nicht weniger als der heilige Gral der Mensch-Maschine-Interaktion:
Das KI-System konnte mit bis zu 80âŻ% Genauigkeit vorhersagen, was die Teilnehmer gerade schreiben wollten â basierend allein auf den Hirnströmen.
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Unser Gehirn ist kein offenes Buch. Es ist ein chaotischer Dschungel aus Impulsen, elektrischen Wellen, chemischen Reaktionen â und dazwischen irgendwo: unsere Gedanken. Worte, Bilder, Konzepte, die sich auf magische Weise formen.
Bislang war dieser Dschungel fĂŒr Maschinen eine Blackbox. Was dort geschieht, war zu komplex, zu verrauscht, zu unlesbar.
Doch Deep Learning â diese formlose, unersĂ€ttliche Intelligenz unserer Zeit â hat das Muster im Rauschen erkannt. Die KI lernte, dass jedes Wort, ja sogar jeder Buchstabe, einen messbaren Abdruck im neuronalen Netzwerk hinterlĂ€sst. So wie ein Fingerabdruck â nur flĂŒchtiger, flimmernder, lebendig.
Und was passiert, wenn Maschinen anfangen, diese flĂŒchtigen Signale in greifbare Sprache zu ĂŒbersetzen?
Dann verschwimmen die Grenzen zwischen Denken und Sprechen. Zwischen Innen und AuĂen. Zwischen âIch dachte nur daranâ und âIch habe es gesagtâ.
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NatĂŒrlich ist das Ganze noch nicht massentauglich. Der aktuelle MEG-Scanner ist so groĂ wie ein KĂŒhlschrank und verschlingt mehr Geld als ein durchschnittlicher Mittelklassewagen. Die Probanden mĂŒssen bewegungslos wie Yoga-Gurus in Trance verharren, weil jede Muskelzuckung das Ergebnis verfĂ€lscht.
Aber wir wissen, wie das lĂ€uft. Was heute wie Science-Fiction wirkt, liegt morgen im Warenkorb bei Amazon. CD-ROMs waren einst der Gipfel der Technik. Heute wĂŒrden Teenager fragen, ob man damit toasten kann.
Und genau hier liegt der ZĂŒndstoff. Denn sobald diese Technologie miniaturisiert ist, wird sie ihren Weg in die Gesellschaft finden. Vielleicht in medizinische Anwendungen. Vielleicht in Kommunikationshilfen fĂŒr Menschen mit Locked-in-Syndrom oder ALS. Vielleicht in elegante Brillen. Oder â und das ist keine Ăbertreibung â vielleicht sogar in Social-Media-Interfaces.
Wer braucht noch Daumen, wenn die Gedanken schneller sind?
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SpÀtestens hier meldet sich der Autor in mir. Der Zweifler. Der Schwarzseher. Der Fragensteller.
Was passiert, wenn ein Gedanke nicht mehr nur dir gehört? Wenn Maschinen anfangen, in deinem Innersten zu lesen, bevor du ĂŒberhaupt entschieden hast, ob du den Gedanken wirklich aussprechen willst?
Was, wenn diese Technik missbraucht wird?
Was, wenn sie bei Verhören eingesetzt wird? Oder bei BewerbungsgesprĂ€chen? Oder â man stelle sich das Szenario bitte mit einem ironischen Unterton vor â bei AfD-Wahlveranstaltungen?
Vielleicht wĂŒrde Brain2Qwerty dann wirklich an seine Grenzen stoĂen.
Vielleicht erkennt das System neuronale AktivitĂ€t â aber keine Inhalte.
Vielleicht sucht es vergeblich nach kohÀrenten Aussagen.
Vielleicht stöĂt es nur auf ein Echo. Auf Rauschen. Auf ein leeres Textdokument.
Aber genug Satire.
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Brain2Qwerty ist keine Spinnerei, kein Wunschtraum. Es ist ein erster, beunruhigender und zugleich faszinierender Schritt in eine Zukunft, in der unsere Gedanken sichtbar werden. Eine Zukunft, in der Kommunikation neu gedacht werden muss.
Wortwörtlich.
Willkommen in der Ăra der mentalen Tastatur.
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